Schon einige Jahre zuvor hatte ich das Schreiben per Hand aufgeben müssen. Ich war einfach zu langsam und es war zu anstrengend. Infolgedessen war ich von meinem Füllfederhalter bereits auf einen Laptop umgestiegen. Da dies zu einer Zeit geschah, in der Computer – erst recht in der tragbaren Ausführung – noch etwas Besonderes waren, wurde dieser seinerzeit sogar noch von der Krankenkasse bezahlt. Heutzutage ist das anders. Denn Notebooks sind inzwischen ein Alltagsgegenstand. Alltagsgegenstände zahlt die Krankenkasse grundsätzlich nicht.
Da auch das Tippen für mich immer mehr zur Herausforderung wurde, versuchte ich es schließlich mit einer ganz besonderen Software, die es ermöglichen sollte, den Computer per Sprache zu steuern. Auch die Texteingabe sollte so problemlos möglich sein. Leider steckte diese Technik damals noch in den Kinderschuhen. Wie die eine oder der andere sicherlich aus eigener Erfahrung weiß, ist aufgrund der SMA unsere Aussprache nicht immer die beste. Insbesondere, wenn wir einen schlechten Tag haben. Das stellte auch die Sprachsteuerung vor Schwierigkeiten. So kam es dann, dass ich bei der Texteingabe gefühlt jedes zweite Wort korrigieren musste. Mit dem Resultat, dass, wenn ich endlich einen Satz fehlerfrei auf dem Bildschirm stehen hatte, die nächsten beiden Sätze, die ich eigentlich hätte schreiben wollen, schon wieder vergessen waren.
Ich kämpfte mich also tapfer weiter an der Tastatur des Laptops ab. Irgendwann ging das aber nicht mehr. Als Konsequenz hatte ich dann für mein Abitur und in den letzten beiden Schuljahren eine menschliche „Sprachsteuerung“. Ich diktierte nämlich meinem Schulassistenten die Texte. Das klappte wesentlich besser als mit einer maschinellen Sprachsteuerung, weil er sich einfach dank seines biologischen Hochleistungsprozessors namens Gehirn besser auf meinen individuellen Sprachstil einstellen konnte. Das „Schreiben“ der Klausuren war damit für mich sehr viel einfacher. Jedoch vermisste ich etwas: Ich kam in meiner gesamten restlichen Schulzeit nur ein einziges Mal so richtig in den „Schreibflow“, den ich sonst vom eigenhändigen Tippen kannte. Nichtsdestotrotz war es zunächst eine praktikable Lösung.
Da ich nach dem Abschluss keinen Schulassistenten mehr hatte, arbeitete ich die nächsten Jahre mit einer Spezialtastatur aus den USA. Hierbei waren sämtliche Tastaturfunktionen auf lediglich 20 Tasten und somit sehr wenig Raum verteilt. Dadurch war das Tippen weniger kräftezehrend.
Letztendlich stieß ich jedoch wieder an meine Grenzen. Allerdings hatte sich inzwischen die Technik erheblich weiterentwickelt. Alle neueren Handys (die jetzt Smartphones hießen) verfügten bereits standardmäßig über eine Texteingabe per Sprache. Leider scheiterte ich wieder daran, dass meine SMA-bedingte Aussprache, aller logopädischen Bemühungen zum Trotz, immer noch nicht standardmäßig genug war, um damit effizient zu arbeiten.
Also beschloss ich, der zusätzlichen und ehrlicherweise auch sehr teuren Sprachsteuerungssoftware eine neue Chance zu geben. Ein Bekannter mit SMA hatte mir zuvor berichtet, dass er damit sogar seine Masterarbeit diktiert hatte.
Die/der geneigte Leser:in kann es sich jetzt wahrscheinlich schon denken: Der erneute Versuch war ein voller Erfolg. Doch davon möchte ich im nächsten Bericht erzählen!
Fortsetzung folgt...
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