…gibt es immer wieder Menschen in unserem Umfeld, die uns unsere Fähigkeiten absprechen. Sei es, weil sie es zu gut mit uns meinen (irgendwelche überfürsorglichen Freunde oder Verwandten) oder einfach, weil sie keine Ahnung haben (angebliche Fachkräfte, die auch gerne mal als Gutachter*in arbeiten und in manchen Fällen einfach nicht gut informiert sind).
Während wir uns grundsätzlich von solchen Menschen besser nicht beeinflussen lassen sollten, gibt es einen Bereich, in dem dies ganz besonders wichtig ist: Wenn es um unsere Arbeitsfähigkeit geht.
Diverse Kostenträger oder Behörden neigen nämlich gelegentlich dazu, uns diese Arbeitsfähigkeit abzusprechen. Und das hat weitreichende Konsequenzen. Denn diverse Förderungen, die wir im Zusammenhang mit unserer Ausbildung oder Arbeit erhalten könnten (z.B. ein umgerüstetes Auto, Assistenz, diverse Hilfsmittel), bleiben uns dann für immer verwehrt.
An dieser Stelle ist es mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass absolut nichts Verwerfliches daran ist, wenn jemand das Leben als Erwerbsunfähigkeits-Rentner*in wählt. Solange man es eben selbst und bewusst für sich wählt und dies nicht von irgendwelchen Amtsträgern aufgedrückt bekommt. Denn Arbeit, und da spreche ich aus Erfahrung, kann einem nicht nur Sinn und Erfüllung im Leben geben. Arbeit eröffnet einem auch Möglichkeiten. Möglichkeiten, tolle Dinge zu erleben, interessante Menschen kennenzulernen und nicht zuletzt auch Möglichkeiten finanzieller Art. Denn, und auch da spreche ich aus Erfahrung, unser Leben mit SMA ist nun mal häufig sehr kostspielig. Wer sich da eigene finanzielle Ressourcen schaffen kann, hat definitiv mehr Spaß im Leben.
Doch wie den passenden Job finden? Der naheliegende Weg über die Arbeitsagentur hat für mich leider nicht wirklich funktioniert. Denn als ich vor dem Abitur zum Berufsberater ging, bin ich in die Mühlen des Verwaltungsapparates gerutscht. Eigentlich hatte ich mich nur mit meinem Berater darüber austauschen wollen, ob er vielleicht noch irgendeinen Beruf für mich kennen würde, an den ich selbst noch nicht gedacht hatte. Damit begann dann für mich eine über zweijährige Odyssee in diesen Mühlen der Arbeitsagentur. Da musste dann nämlich erst einmal geprüft werden, welche Abteilung überhaupt für mich zuständig wäre. Dafür bedurfte es mehrerer Gutachten und diverser Gespräche. Und all das zog sich natürlich. Denn der Amtsschimmel in Deutschland ist bekanntlich eher gemächlich unterwegs.
Nach über zwei Jahren beendete ich diese „Zusammenarbeit“, ohne dass es mir irgendetwas gebracht hätte. Es hatte mich lediglich Zeit und Nerven gekostet. Beides kann man wesentlich besser investieren, indem man sich selbst informiert, welche berufliche Laufbahn man einschlagen möchte. In der heutigen Zeit, in der es eine Vielzahl an technischen Lösungen und Unterstützungen gibt, gibt es eine wahre Fülle an Möglichkeiten für uns. Selbstverständlich haben wir mit unserer SMA trotzdem ein paar Grenzen. Eine Karriere als Bodyguard (mein Traumberuf als Jugendlicher) oder Astronaut*in wird wohl eher schwierig. Aber ansonsten ist fast alles möglich. Ich persönlich kenne Grafikdesigner, Ärztinnen, Richterinnen, Bürofachangestellte, leitende Beamte in Bundesministerien oder Wissenschaftler mit SMA. Und das sind nur diejenigen, die sich für eine berufliche Laufbahn in einem Anstellungsverhältnis entschieden haben. Darüber hinaus gibt es auch eine Vielzahl an Selbstständigen, zu denen ich als Unternehmer mit eigener Firma ebenfalls zähle. Grund dafür ist, meiner Meinung nach, dass wir es aufgrund der SMA gewohnt sind, Verantwortung zu übernehmen und Umstände zu gestalten. Zwei wesentliche Faktoren, wenn man selbstständig Erfolg haben will.
Den richtigen Job zu finden, ist manchmal gar nicht so einfach.
Fortsetzung folgt...
Hinweis: Erkennbare Markennamen sind willkürlich gewählt und dienen ausdrücklich nicht der Produktplatzierung. Biogen nimmt keinerlei Einfluss auf Umsatzgeschäfte der auf SMAlltalk sporadisch erkennbaren Markenhersteller und es bestehen diesbezüglich keinerlei Erwartungen.
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