Jahrgang: 1990 •
SMA TYP II

Mobil mit dem Tragelifter – Teil 1 – Der Tragelifter

Wenn ich mich, abseits von meinen Rollstühlen, die für ein Leben mit Mobilität unerlässlich sind, für ein einziges Hilfsmittel entscheiden müsste, wären das meine Tragelifter. Warum? Das erkläre ich hier.

SMA-Betroffener Roberto sitzt in seinem Badezimmer im Tragetuch des Tragelifters.
SMA-Betroffener Roberto sitzt in seinem Badezimmer im Tragetuch des Tragelifters.

Als kleiner Naseweis war ich noch klein und kompakt. Man konnte mich ohne Probleme umsetzen. Das konnte meine Mutter, aber auch jeder andere machen. Es waren keine besonderen Kenntnisse erforderlich.

Um die Pubertät herum war das dann nicht mehr so einfach mit dem Heben. Ich wurde größer und auch schwerer. Mich einfach mal eben zu heben, das war jetzt schon schwieriger. Mit mehreren Personen ging es noch einigermaßen gut. Durch die Instabilität meines Körpers beim Heben, vergleichbar mit einem nassen Sack, war das aber auch immer mit ein wenig Risiko verbunden.

Meine Großmutter, die mich häufig pflegte, hatte zwischenzeitlich noch eine Technik entwickelt, mich mit verstellter Bettkante meines elektrisch betriebenen Bettes und einem kräftigen Ruck in den Rollstuhl zu hieven – natürlich auch auf dem umgekehrten Weg. Ganz ohne Gefahr für alle Beteiligten war das dann aber auch nicht.

Die Lösung: Deckenlifter

Dank guter Beratung seitens des Sanitätshauses meines Vertrauens zogen schließlich also Deckenlifter in unsere Wohnung ein: jeweils einer ins Badezimmer und einer in mein damaliges Kinderzimmer.

Ein Deckenlifter ist ein bisschen wie ein Kran mit speziellem Griff und wird an einer fahrbaren Schiene an der Decke des jeweiligen Raumes befestigt. An den seltsam geformten Griff wird dann ein Tragetuch gehängt. Doch vor der Anbringung an der Decke muss dieses Tuch unter mich gelegt werden. So in dem Tuch hängend, kann man mit dem Tragelifter per Handbedienung hoch und runter sowie entlang der Schiene fahren.

Durch dieses Hilfsmittel ist es mir möglich geworden, ziemlich gefahrlos zwischen Bett und Rollstuhl oder Rollstuhl und Dusche/Toilette transportiert zu werden, ohne dass mein Körpergewicht von etwas mehr als einem Zentner zu Lasten des Kreuzes eines anderen geht.

Für meine Familie war dieses Neuland damals zunächst gewöhnungsbedürftig, schnell wurde es von allen Beteiligten aber als Win-Win-Situation eingeschätzt. Ein weiterer Vorteil von Deckenliftern ist ihr Platzverbrauch. Der ist quasi nicht vorhanden, weil sie hauptsächlich leeren Raum besetzen.

Die Nachteile der Deckenlifter

Deckenlifter haben auch Nachteile. Der optische Nachteil ist halt ganz klar: Als „Elefant im Raum“ fallen sie einfach auf – da hilft dann auch kein noch so modernes Design heutiger Modelle. Die Dinger waren und sind leider bisher potthässlich. Vielleicht widmen sich versierte Fashionistas aber auch mal diesem Bereich…? 😉

Entscheidender noch ist aber die fehlende Flexibilität von Deckenliftern. Diese Art von Liftern ist schließlich für gewöhnlich fest an ihren Schienen verankert. Das heißt: Einfach mal das Zimmer umstellen für Feng-Shui oder so ist nicht. Und ist eine Schiene erst mal dran, ist die Position fest. Änderungen bedürfen entweder dem nötigen Kleingeld aus der eigenen Tasche oder langwierigen Diskussionen mit der Krankenversicherung.

Die mobilen Helferlein

Ist man für den Transport auf Flexibilität angewiesen, kann man auch auf einen mobileren Patientenlifter zurückgreifen. Das freut auch die Krankenkasse, denn diese sind für gewöhnlich günstiger. Diese Art von Liftern kann frei durch die Wohnung geschoben werden, Teppichböden sind für dieses Kaliber aber herausfordernd. Überdies sind die Geräte trotz ihrer Flexibilität innerhalb der Wohnung sehr sperrig, etwas umständlicher im Gebrauch und haben auch eine geringe Hubhöhe. Alle meine Assistenten, die bei mir bislang tätig waren, fanden im Vergleich den Umgang mit Deckenliftern deutlich angenehmer. Man merkt ein bisschen, dass ich kein großer Fan von normalen Patientenliftern bin, was? Ich kann dabei aber nur von mir reden. Andere finden durchaus Gefallen an diesen Modellen.

Der Reiselifter

Kommen wir noch zu einem Spezialfall: dem Reiselifter. Im Prinzip ist das ein mobiler Patientenlifter, der auf Reisen ausgelegt ist. Dies bedeutet, dass man ihn ohne viel technisches Trara in seine Einzelteile für den Transport zerlegen kann – optimalerweise in eine dafür vorgesehene Tasche mit Rollen. So kann man sich auch auf Reisen auf eine mobile Hebehilfe verlassen.

Im Gegensatz zu mobilen Patientenliftern ist die Modellauswahl hier jedoch deutlich eingeschränkter. Die aktuellen Modelle kann man hier an einer Hand abzählen. Auch der Preis liegt im Schnitt zwischen den mobilen Patientenliftern und meinen Lieblingen, den Deckenliftern.

Auf normalem Wege ist es schwierig, an einen Reiselifter zu kommen. Grundsätzlich finanziert die Krankenkasse nur Hilfsmittel im häuslichen Umfeld. Es lässt sich lediglich ein möglicher Anspruch herleiten, wenn der Beruf, in dem man tätig ist, mit regelmäßigen geschäftlichen Reisen verbunden ist. Ohnehin schließt es sich grundsätzlich aus, dass man gleichzeitig Deckenlifter sowie einen mobilen Patientenlifter als Hilfsmittel genehmigt bekommt.

Mehr zu den Tragetüchern…

Bei der Vorgehensweise des Deckenlifters erwähnte ich eingangs die Tragetücher, die für den Transport benötigt werden. Auch diese gibt es in zahlreichen Variationen. Über diese und deren Anwendung im Detail erzähle ich im nächsten Beitrag.

Die Tragelifter sind für SMA-Patient Roberto wichtige Hilfsmittel im Alltag.

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Weitere Beiträge der Serie

Fortsetzung folgt...

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