Gefahren gibt es viele und sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Feuer, Naturkatastrophen, Menschen mit schlechten Absichten – oder auch einfach das Risiko, sich zu verschlucken und keine Luft mehr zu bekommen.
Man muss es nicht schönreden: Menschen wie wir, die mit SMA leben, verfügen über so wenig Muskelkraft, dass körperliche Selbstverteidigung fast unmöglich ist. Auch das vermeintlich einfache Befreien aus einer bedrohlichen Situation ist oft keine Option. Doch das bedeutet nicht, dass wir völlig wehrlos sind – denn wir haben immer noch unseren Verstand und unsere verbalen Fähigkeiten, um uns vor Gefahren zu schützen.
Bevor ich auf die einzelnen Strategien eingehe, die ich nutze, möchte ich betonen, dass ich weder Schwarzseherin bin, noch paranoid auf Gefahren lauere. Ich denke einfach vernünftig voraus und versuche so, Notsituationen – egal welcher Art – zu minimieren, zu vermeiden oder gedanklich bereits einen Plan B parat zu haben.
Es mag sich ausgedacht anhören, ist aber absolut wahr: Im Laufe meines Lebens wurde ich nachts elfmal hektisch aus dem Bett geholt, weil es in unmittelbarer Nähe zu meinem Internatszimmer oder meiner Wohnung gebrannt hat. Für mich ist es immer glimpflich ausgegangen, aber leider nicht für alle, die vor Ort waren.
Wenn dir ein Feuerwehrmann mitten in der Nacht in voller Montur die Wohnungstür eintritt und dir sagt, dass es nebenan brennt, wünscht du dir diese Erfahrung nicht ein zweites Mal.
Meine vielen Evakuierungserfahrungen haben mich so geprägt, dass ich bei der Wahl meiner jetzigen Wohnung besonders darauf geachtet habe, im Falle eines Feuers keinen Aufzug benutzen zu müssen (was in den meisten Fällen ohnehin nicht erlaubt ist), um das Haus zu verlassen. Zudem liegt meine Wohnung so nah wie möglich am Haupteingang, damit die Rettungskräfte schnell Zugang zu mir haben.
Eine dumme Situation: Vor vielen Jahren sprang meine damalige Katze auf meinen Arm, riss mir die Hand vom Joystick, und ich konnte meinen Rollstuhl nicht mehr steuern. Wäre ich in diesem Moment allein gewesen, hätte ich dort stehen bleiben müssen, bis jemand gekommen wäre. Diese Erfahrung wollte ich kein zweites Mal machen.
In meiner Wohnung habe ich inzwischen einige technische Hilfsmittel, die es mir ermöglichen, auch allein Hilfe zu rufen – und das per Sprachbefehl. Beispielsweise habe ich meinen Mobilfunkvertrag mit digitalen Sprachassistenten verknüpft, sodass ich aus jedem Winkel der Wohnung per Zuruf auf Smartphones oder Festnetztelefone anrufen kann. Ohne diese Verknüpfung könnte ich nur Menschen erreichen, die dieselbe App auf ihrem Smartphone installiert haben, was meine Möglichkeiten stark einschränken würde. Und das Handy habe ich bewusst nicht immer direkt bei mir.
Hat mir das Telefonieren aus irgendeinem Winkel der Wohnung schon einmal aus einer Notsituation herausgeholfen?
Eindeutig ja. Eine Person, die mich gepflegt hat, wurde einmal in einem Notfall gerufen, um jemand anderem zu helfen. Pech für mich, dass sie mich vor lauter Aufregung und Stress völlig vergessen hat. Mithilfe meiner Sprachsteuerung konnte ich jedoch dafür sorgen, dass Hilfe kam.
Und dank des Tipps, der gleich folgt, war ich in der Lage, die Person auch wieder in die Wohnung zu lassen.
Um meine Wohnungstür und auch die Haustür jederzeit öffnen zu können, habe ich sie elektrisch so umgerüstet, dass ich sie per Sprachbefehl, App und sogar per Funk (Wohnungstür) steuern kann.
Hat mir das schon einmal in einer Notsituation geholfen?
Ja! Vor einigen Jahren hat sich das Ladegerät meines Rollstuhls in der Nacht überhitzt, wodurch es knisterte und verschmort roch. Der herbeigeeilten Hilfe konnte ich problemlos die Tür öffnen, und glücklicherweise ist nichts weiter passiert.
Weiter oben habe ich erwähnt, dass meine Wohnung sehr zentral am Haupteingang des Gebäudes liegt. Das hat zur Folge, dass häufig Spendensammler, Postboten, Handwerker oder wildfremde Menschen bei mir klingeln. Mithilfe einer Kamera, deren Bild ich auf meinen digitalen Sprachassistenten am Bett und auf anderen Geräten anzeigen lassen kann, weiß ich schon vorher, wer vor der Tür steht und ob ich öffnen möchte.
Hat mir diese Möglichkeit, zu sehen, wer vor der Tür steht, schon einmal in einer Notsituation geholfen?
Ja. Vor nicht allzu langer Zeit, um 3:30 Uhr in der Nacht, klingelte es mehrfach an meiner Wohnungstür, jemand schlug mit Fäusten darauf und rief ununterbrochen „Hallo!“. Ich hatte große Angst, bis ich durch die Kamera sah, dass es ein psychisch instabiler Arbeitskollege war, der mir unbedingt mitteilen wollte, dass er sich für den nächsten Tag krankmeldet. Er war zwar nicht gefährlich, aber das laute Klingeln, Klopfen und Brüllen hatten mir Angst gemacht – bis ich erkannte, wer es war.
Hinweis: Erkennbare Markennamen sind willkürlich gewählt und dienen ausdrücklich nicht der Produktplatzierung. Biogen nimmt keinerlei Einfluss auf Umsatzgeschäfte der auf SMAlltalk sporadisch erkennbaren Markenhersteller und es bestehen diesbezüglich keinerlei Erwartungen.
Biogen-252398