Ich sehe kein Problem darin, als SMA-Betroffener eine Regelschule zu besuchen. Ich bin jetzt 19 Jahre alt und hatte gerade meine Abiturprüfungen. Meine komplette Schulzeit war ich auf einer Regelschule.
Natürlich benötigt man bei gewissen Dingen Unterstützung. Das sollte aber kein Problem sein und war es in meinem Fall auch nicht. In meiner Schulzeit werde ich von einer Integrationskraft begleitet, die mich bei den Dingen unterstützt, die ich durch SMA nicht allein bewältigen kann. Bei mir ist es so, dass meine Kraft schnell nachlässt, deshalb bekomme ich mehr Zeit bei Prüfungen. Bei Klassenfahrten unterstützt mich meine Kreisverwaltung (in jedem Bundesland ist es anders geregelt) dabei, die Mehrkosten, welche durch SMA auftreten, zu bezahlen.
Ja, ich würde es empfehlen. Natürlich ist jeder Mensch besonders, einzigartig und individuell. Das ist auch gut so. Deshalb sollte man niemandem vorschreiben, auf welche Schule man zu gehen hat. Doch ich möchte darauf aufmerksam machen, dass man als SMA-Betroffener nicht immer auf eine Schule für Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung gehen muss.
Meine Integrationskraft macht bei mir zum großen Teil Handreichungsaufgaben. Doch was heißt das genau? Wenn ich für den Unterricht meinen Ordner, einen Stift, meinen Laptop oder mein iPad brauche, reicht meine I-Kraft mir die Sachen. Sie reicht mir auch meine Brotdose, mein Trinken oder das, was ich halt gerade brauche. Zudem zieht sie mir im Winter meine Jacke aus oder geht mit mir auf Toilette. Wenn ich auf einer Klassenfahrt bin, hilft mir meine I-Kraft wesentlich mehr. Dann zieht sie mich morgens an und hilft mir beim Duschen. Bei Klassenfahrten übernimmt meine I-Kraft quasi alle Aufgaben, die sonst meine Eltern zu Hause auch machen.
Wenn man barrierefrei so definiert, dass man auf Toilette gehen kann und fast überall hinkommt, ist meine Schule barrierefrei. Doch wenn man barrierefrei so definiert, dass man auch in Gefahrenlagen die Schule verlassen kann, muss ich leider sagen, dass Barrierefreiheit auf meine Schule nicht zutrifft. Wenn mein Jahrgang Sportunterricht hat, habe ich frei. Entweder kann ich dann nach Hause fahren oder ich habe Freistunden. Damit ich jedoch genau so viel Unterricht habe wie die anderen, habe ich ein Ausgleichsfach wählen müssen.
Welche Kosten genau übernommen werden, hängt von der jeweiligen Kostenträgerstelle ab. Wie bereits gesagt, ist es in meinem Fall die Kreisverwaltung. Sie übernehmen die Mehrkosten, damit ich gemeinsam mit meinem Jahrgang zusammen im Bus z.B. auf Klassenfahrt fahren kann. Zudem bezahlen sie auch die zusätzlichen Stunden für meine I-Kraft.
Grundsätzlich denke ich diesbezüglich „wo gibt es keine Hürden?“. Am Anfang wurde meinen Eltern versucht einzureden, dass ich auf eine Förderschule gehen soll, da es für mich „einfacher“ wäre. Doch da haben sich meine Eltern nicht drauf eingelassen. Dafür bin ich Ihnen auch bis heute sehr dankbar. Zudem gab es auch das Problem, dass ich in die Regelschule nicht hineingekommen wäre weil die Toiletten nicht groß genug für mich gewesen waren. Nach zwei Wochen jedoch konnten diese Probleme behoben werden.
Durch SMA habe ich bei Prüfungen, Arbeiten und Tests mehr Zeit als meine Mitschüler:innen. Bei Arbeiten und Tests fangen wir alle gemeinsam an zu schreiben und ich darf am Ende noch weiterschreiben, wenn die anderen schon abgeben müssen. Bei meinen Abiturprüfungen hat sich meine Schule etwas anderes einfallen lassen. Ich habe nämlich meine schriftlichen Prüfungen mündlich schreiben dürfen. Das heißt, ich habe den Lehrern gesagt, was ich schreiben würde, und sie haben es für mich aufgeschrieben. Zudem hatte ich auch hier noch etwas mehr Zeit. Zum Beispiel, bei zweien von meinen drei LKs hatte ich statt einen Tag zwei Tage Zeit, um die Prüfung zu absolvieren. Doch wie es an anderen Schulen gemacht wird, hängt natürlich von der jeweiligen Schulleitung und dem jeweiligen Bundesland ab.
Unterricht mit SMA in einer Regelschule
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