Die geneigte Leserin oder der geneigte Leser wird sich jetzt vielleicht fragen: „Was denn für Löffel?“ Um mir anschließend nahezulegen, ich solle vielleicht lieber mal nachsehen, ob ich noch alle „Tassen im Schrank“ hätte, wenn ich meinen Terminkalender vom Inhalt meiner Besteckschublade abhängig mache. ;-) Doch ich bin ein großer Fan der Löffel-Theorie (im englischen Original: spoon theory) und möchte sie daher heute einmal mit der Community hier teilen. Die Löffel-Theorie hat übrigens nichts mit der „Löffel-Liste“ oder auch „Bucket List“ zu tun (auch ein interessantes Werkzeug, wie ich finde, aber dazu mehr in einem anderen Beitrag). :-)
Die Löffel-Theorie stammt aus dem Jahr 2003 und ist auf Christine Miserandino zurückzuführen. Sie lebt mit Lupus und als sie eines Abends mit einer Freundin essen ging, fragte diese, wie denn das Leben mit dieser chronischen Krankheit sei. Christine wollte ihrer Freundin den begrenzten Energiehaushalt verdeutlichen, den Menschen mit einer chronischen Erkrankung im Vergleich zu vermeintlich „gesunden“ Menschen oftmals haben. Also sammelte sie die umliegenden Löffel in dem Restaurant ein und gab sie ihrer Freundin. Danach sollte diese ihre täglichen Aktivitäten aufzählen. Für jede Aktivität wurde ihr von Christine ein Löffel wieder weggenommen. Schon bald hatte die Freundin nur noch einen einzigen Löffel übrig und musste sich dann entscheiden, ob sie an ihrem imaginären Tag etwas essen oder kochen würde. Denn beides würde einen „Energie-Löffel“ verbrauchen.
Wie viele andere Menschen mit chronischer Erkrankung, haben auch wir SMAler:innen nur einen begrenzten täglichen Vorrat an Energie oder eben „Löffeln“ zur Verfügung. Deshalb ist es sinnvoll, sich darüber im Klaren zu sein und entsprechend unsere Aktivitäten ressourcenschonend zu planen. Auch wenn wir es noch so gerne möchten, manchmal geht eben nicht all das, was eigentlich anstehen würde. Was die Menschen in unserem Umfeld alles an einem Tag erledigen, können wir aufgrund unserer Spinalen Muskelatrophie unter Umständen einfach nicht ganz genau so leisten. Mit dem klaren Bewusstsein um die Endlichkeit unserer Ressourcen, lassen sich Aktivitäten und Termine daher letztendlich wesentlich entspannter planen. Außerdem hilft es uns dabei, Prioritäten zu setzen und manche Dinge vielleicht mal ganz ausfallen zu lassen.
✘ Manche Aktivitäten sind einfach keinen unserer Löffel wert! ✘
Die Löffel-Theorie ist in der SMA-Community oder allgemein in der Community der behinderten Menschen inzwischen schon ziemlich verbreitet. Insbesondere bei denjenigen, denen man ihre Krankheit oder Behinderung nicht sofort ansieht. Denn dadurch können sie Verständnis für ihre Situation erzeugen.
Kanntest du die Löffel-Theorie schon? Arbeitest du vielleicht sogar schon in deinem Alltag damit?
Gehen Dir die Löffel langsam aus, solltest Du neue Kraft schöpfen!
Fortsetzung folgt...
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