Jahrgang: 1990 •
SMA TYP II

Liebe auf Distanz – und mit SMA – Wie wir trotz Entfernung und Barrieren Nähe schaffen

Dating ist zwar weder eine Disziplin der Naturwissenschaft noch der Geisteswissenschaften – dennoch würde ich Dating und alles, was dazugehört, entfernt den Kommunikationswissenschaften zuordnen, denn um nichts anderes handelt es sich: Zwischenmenschliche Beziehungen.

Roberto sitzt im Rollstuhl und trägt einen grünen Hut, eine kurze Hose und ein kurzärmeliges Karohemd. Neben ihm sitzt sein Partner in einem blau karierten Hemd. Beide schauen in die Kamera und befinden sich im Freien. Im Hintergrund sind grüne Bäume zu sehen und die Sonne scheint.
Roberto sitzt im Rollstuhl und trägt einen grünen Hut, eine kurze Hose und ein kurzärmeliges Karohemd. Neben ihm sitzt sein Partner in einem blau karierten Hemd. Beide schauen in die Kamera und befinden sich im Freien. Im Hintergrund sind grüne Bäume zu sehen und die Sonne scheint.

Zwischen Kilometern, Barrieren und unerschütterlicher Verbundenheit

Mein Lebenspartner und ich führen seit sechs Jahren eine Fernbeziehung. Er lebt in Nordrhein-Westfalen und ist selbstständig, ich lebe im Zentrum Hessens mit spinaler Muskelatrophie. Klingt nach einer schwierigen Partie? Manchmal schon, doch niemand sonst macht mich glücklicher!

Unsere Beziehung wird nicht nur durch die Kilometer auf die Probe gestellt, sondern auch durch eine Welt voller Logistik, Assistenzpläne und technischer Hindernisse. Doch zwischen all diesen Barrieren blüht eine tiefe Verbundenheit, die selbst für uns immer wieder erstaunlich ist.

Spontanität? Fehlanzeige.

Eine Fernbeziehung erfordert ohnehin viel Kreativität, doch SMA hebt das Ganze auf ein völlig neues Level. Spontanität? Die ist kaum möglich, wenn Reisen monatelange Vorbereitung erfordern. Ich brauche nicht nur ein rollstuhlgerechtes Hotel und barrierefreie Verkehrsmittel, sondern auch eine minutiös geplante Organisation für meine Assistenzkräfte. Auch mein Lebenspartner jongliert ständig zwischen Beruf und Privatleben aufgrund seiner Selbstständigkeit. Jeder Besuch wird so zu einer kleinen Meisterleistung der Planung.

Was bedeutet das konkret? Es gibt keinen spontanen "Lass uns morgen Pizza essen"-Moment. Stattdessen heißt es: "Ich habe im nächsten Monat ein freies Wochenende, können wir uns da sehen?" Doch all das schmälert unsere Vorfreude keineswegs. Schon Tage oder sogar Wochen vorher überlegen wir uns, was wir bei seiner Ankunft gemeinsam essen werden.

Nähe aus der Ferne

Technologie ist unser bester Freund: Videoanrufe, Nachrichten und GIFs sind der Kleber, der uns zusammenhält. Tag für Tag tauschen wir uns aus, erzählen von unserem Alltag, suchen gemeinsam nach Lösungen für kleine Alltagsprobleme und reden wie zwei Waschweiber über Gott und die Welt – immer mit einer guten Mischung aus Pragmatismus, Blödsinn und vor allem einer großen Portion Wortklauberei.

Natürlich ist es nicht dasselbe, wie gemeinsam auf der Couch zu kuscheln, aber es ist unser Weg, Nähe herzustellen und vor allem zu bewahren. Mittlerweile können wir sogar Sätze und Gedanken des anderen vervollständigen.

Manchmal gibt es Tage, an denen ich ihn mehr als alles andere bei mir haben möchte – vor allem, wenn es mir körperlich nicht gut geht oder der Kopf voller Sorgen ist. Doch eines habe ich gelernt: Nähe ist nicht nur körperlich, auch wenn man das zu Beginn einer Beziehung vielleicht noch anders sieht. Manchmal reicht es schon, seine Stimme zu hören oder einen trockenen Kommentar von ihm zu lesen, um sich ein kleines Stück besser zu fühlen.

Die Hürden des Alltags

Wie in jeder Beziehung gibt es auch bei uns Konflikte. Doch die Distanz und meine SMA bringen ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich. Ein banaler Streit kann sich plötzlich wie eine unüberwindbare Mauer anfühlen, wenn man sich nicht direkt aussprechen kann. Stattdessen schreiben wir uns lange Nachrichten oder warten auf das nächste persönliche Treffen.

Auch organisatorisch macht uns die SMA manchmal einen Strich durch die Rechnung. Wenn ein geplanter Besuch kurzfristig wegen einer Erkältung seinerseits abgesagt werden muss, damit ich mich nicht anstecke, ist das frustrierend – für uns beide. Genauso ärgerlich ist es, wenn der Bahnverkehr zu ihm nicht so reibungslos funktioniert wie monatelang im Voraus geplant.

Am Ende finden wir immer eine Lösung, weil wir auf allen Ebenen miteinander kommunizieren – und das stets auf Augenhöhe.

Die Momente zählen – groß und klein

Was uns zusammenhält, sind die großen und kleinen Highlights. Das Wiedersehen nach Wochen oder Monaten ist immer ein Moment, der all die Mühe wert ist. Eines unserer Rituale ist das prätentiös geplante Essen bei seinem Besuch – wie schon erwähnt.

Aber es sind auch die kleinen Gesten: eine liebevolle Gute-Nacht-Nachricht, ein überraschendes Paket oder einfach nur ein schlichtes „Ich hab dich lieb“.

Liebe mit Kompromissen, jedoch nicht ersetzbar

Unsere Beziehung mag manchmal kompliziert sein, doch sie ist auf ihre Weise einzigartig – voller Liebe und Respekt. SMA und Fernbeziehung? Das klingt vielleicht nach einer unmöglichen Kombination, doch für uns ist es der Beweis, dass Liebe keine Grenzen kennt.

Wir haben gelernt, dass jede Beziehung Kompromisse erfordert. Unsere mögen manchmal zahlreicher sein, aber sie sind es wert. Denn am Ende des Tages zählt nicht, wie oft wir uns sehen können. Wichtig ist, dass wir immer einen Weg finden, einander nah zu sein – auf die eine oder andere Weise.

Jahrgang: 1990 •
SMA TYP II

Hinweis: Erkennbare Markennamen sind willkürlich gewählt und dienen ausdrücklich nicht der Produktplatzierung. Biogen nimmt keinerlei Einfluss auf Umsatzgeschäfte der auf SMAlltalk sporadisch erkennbaren Markenhersteller und es bestehen diesbezüglich keinerlei Erwartungen. 

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