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Wie ist FiNiFuchs entstanden?
Janine: Wir haben mit vier Monaten die Diagnose CDKL5 bei meiner Tochter Finja bekommen. Ich war dann sofort auf der Suche im Internet nach Kontakten und habe dann die Webseite CDKL5.de gefunden und bin da auf die Connie gestoßen.
Constanze: Ja, genau! Es gab damals zu dieser seltenen Erkrankung CDKL5 einfach auf Deutsch überhaupt keine Informationen und ich habe einfach die Informationen, die ich auf Englisch finden konnte in deutscher Übersetzung online gestellt.
Janine: Wir hatten dann irgendwie sofort so einen Draht zueinander. Also erstmal natürlich diese Verbundenheit durch diese seltene Erkrankung, aber wir haben uns auch so total gut verstanden. Wir haben direkt gemerkt: Wir haben die gleichen Probleme, die gleichen Herausforderungen. Ja und dann sind wir in Kontakt geblieben und haben dann nach und nach festgestellt, was so fehlt auf dem Markt.
Constanze: Wir haben uns sehr oft unterhalten. Unter anderem auch über Hilfsmittel natürlich, denn das sind dann ja auch so die Sorgen, die man mit Kindern hat, die zum Beispiel entwicklungsverzögert sind, wie jetzt meine Nike.
Herausforderungen bei der Hilfsmittelsuche
Constanze: Ich habe immer gemerkt, dass die Janine so viel besser versorgt wurde als ich. Die hatte immer ganz tolle Sachen und bei mir war es immer so: Mh ja, was gibt es denn überhaupt? Es kannte sich keiner aus. Man musste Riesenglück haben und dann kam man vielleicht an einen Therapeuten, der sich auf dem Gebiet auch wirklich auskannte und der dann wirklich auch tolle Hilfsmittel empfehlen konnte. Wir haben dann festgestellt, dass es überhaupt gar keine Möglichkeit gab, so etwas wie ein „Wikipedia“, wo man einfach Kinderhilfsmittel „googeln“ oder finden konnte. In jedem Sanitätshaus hat man den einen Katalog oder den anderen Katalog bekommen.
Janine: Wir haben dann wirklich gesagt: Okay, wir fangen mit den Hilfsmitteln an, die wir haben. Das waren ja schon eine Menge in dem Sinne – also für uns jedenfalls. Das war dann so eine Handvoll, die dann jeder dazu gebracht hat und das wir dann eingepflegt haben. Wir haben dann angefangen, zu sammeln und zu recherchieren: Was gibt es alles? Selbst die Sanitätshäuser kennen einige Hilfsmittel nicht. Zum Beispiel den Buggy, den wir hatten, den habe ich dann dort vorgestellt. Ich habe dann gesagt: Ich möchte gerne diesen Buggy ausprobieren, weil ich glaube, der könnte super zu uns passen und zu unserer Tochter.
Und dann ist FiNiFuchs so immer mehr gewachsen. Wir haben ja mittlerweile um die 700 Hilfsmittel – also es ist wirklich riesig geworden. Ich glaube es gibt über 1.000 Kommentare. Und es kommen andauernd neue Features dazu.
Digitale Messe für Hilfsmittel
Constanze: Wenn man wirklich umfangreich informiert werden wollte, musste man tatsächlich auf eine Reha-Messe gehen – physisch! Wir haben das oft gemerkt, dass das aber mit unseren Kindern gar nicht so einfach möglich ist. Deswegen wollten wir unbedingt diese Informationsplattform schaffen.
Wir haben letztes Jahr sozusagen unser „Hilfsmittel-Wikipedia“, also eine Bewertungsplattform mit Texten und Bildern und Videos zu den einzelnen Hilfsmitteln ergänzt durch eine digitale Messe – jetzt wirklich auch zu Corona-Zeiten. Sodass man sich trotzdem informieren kann und da nicht dieser Verlust dadurch ist, dass die Messen nicht stattfinden.
Janine: Man muss nicht erst ewig lange suchen, sondern man sieht sofort: Okay, der Hersteller hat gerade diese zwei neuen Produkte auf dem Markt und ich kann sofort die Kontaktdaten sehen. Ich kann Kontakt aufnehmen. Man kann uns auch sofort per Chat erreichen. Wir reagieren wirklich recht schnell. Wir versuchen meistens wirklich innerhalb von 10 Minuten da zu antworten. Die Eltern sind dann gut informiert, beziehungsweise können sich schnell gut informieren, wenn sie es möchten.
Constanze: Im Rahmen dieser Messe bieten wir zum Beispiel auch Webinare an, wo wir verschiedene Hilfsmittel mit den Herstellern zusammen vorstellen, wo es für uns aus Elternsicht einfach darum geht: Was sind die Anwendungen? Welche Fragen habe ich als Eltern zu verschiedenen Hilfsmitteln? Also es soll wirklich ein offener Austausch sein über Hilfsmittel, der für den Nutzer vollkommen gratis ist.
Wir wollen ja einfach eine Plattform schaffen, wo alle Informationen da sind. Wo man also alles findet, egal welches Hilfsmittel man sucht – ob man einen Stehständer such oder ein Pflegebett. Man soll sehen können: Okay, welche Vorteile hat dieses Pflegebett, welche Nachteile hat das? Und was ist in meinem Fall jetzt relevant? Brauche ich wirklich einen Buggy mit Cross-Rädern? Nein! Vielleicht nicht, weil ich nie in den Wald gehe. Vielleicht brauche ich aber einen, der in mein Auto passt oder vielleicht brauche ich einen, der alles kann! Und das kann man einfach suchen bei uns und vor allem finden!
Die Bewertung der Hilfsmittel
Janine: Im Endeffekt haben wir ein Kommentarfeld. Dort kann man Sterne vergeben. Das heißt: Wie zufrieden bin ich selber? Wir zensieren halt gar nichts. Also ob da jetzt ein schlechter Kommentar kommt oder ein total guter – es wird nicht gefiltert. Wichtig ist für uns – das sagen wir auch oft – dass wirklich die Eltern ihre Erfahrungen niederschreiben. Also nicht einfach nur: Das ist ein toller Buggy. Die meisten Eltern sind auch so engagiert, dass sie uns auch wirklich teilhaben lassen und im Detail berichten: So sieht unser Alltag mit diesem Hilfsmittel aus! Sodass die anderen Eltern sich auch etwas darunter vorstellen können.
Die Hersteller gucken natürlich auch darauf. Das finden wir auch super, weil die natürlich auch daran sehen können: Okay, gibt es vielleicht Verbesserungsvorschläge? Also wenn fünf Eltern sagen, die Räder sind nicht so der Hit, wir haben damit echt Probleme oder die Bremse funktioniert nicht – dann können die Hersteller das nutzen und das weiterentwickeln.
Neue Kategorie: Hilfsmittel-Hacks
Janine: Wir haben jetzt auch die Kategorie Hacks, wo Eltern die Möglichkeit haben, selbst gebastelte Hilfsmittel vorzustellen. Wir sind da ja noch ganz am Anfang. Wir haben da erst zwei, drei Sachen. Wir haben natürlich viel noch im Kopf. Das scheitert gerade noch an der Umsetzung, weil wir so viele andere Baustellen gerade noch aufgemacht haben und neue Features einbauen. Dieses „Bohnen-Bad“ zum Beispiel – Fini hat es geliebt! In so einer normalen Kiste vom Baumarkt – voll mit Bohnen. Das ist also total simpel selber nachzubauen oder zu füllen einfach. Das hattest du auch erzählt Connie, ne? Das ist für Nike auch gut. Weil einfach das Gefühl da ist. Man kann das schön mit Kissen auspolstern, dass die auch gut gehalten sind. Das war für Finja auch die Herausforderung, richtig darin zu sitzen. Aber mit so ein paar Kissen drum herum war es richtig gemütlich. Und man kann es draußen in den Garten stellen. Man kann auch alles Mögliche da rein füllen, es müssen nicht nur Bohnen sein.
Constanze: Eicheln, Linsen… Das ist halt so eine sensorische Sache, wo man einfach fühlt. Die Kinder lieben das. Das ist wie ein Bällebad!
Constanze und Janine, Gründerinnen von FiNiFuchs
Hinweis: Erkennbare Markennamen sind willkürlich gewählt und dienen ausdrücklich nicht der Produktplatzierung. Biogen nimmt keinerlei Einfluss auf Umsatzgeschäfte der auf SMAlltalk sporadisch erkennbaren Markenhersteller und es bestehen diesbezüglich keinerlei Erwartungen.
Text Biogen-240305, Video Biogen-136759