Noch während meiner Ausbildung zur Industriekauffrau absolvierte ich ein Praktikum im Büro eines ambulanten Pflegedienstes und wurde von dort aus nahtlos übernommen. Das war super praktisch, denn ich konnte dort Vollzeit arbeiten, wurde pflegerisch versorgt (Toilettengang) und bekam Hilfe beim Mittagessen.
Wenige Monate nach meinem Berufseinstieg hatte ich einen schweren Verkehrsunfall, war über viele Monate hinweg krankgeschrieben und in dieser Zeit haben sich die Wege meines Arbeitgebers und mir getrennt.
Diese Arbeitsstelle hatte ich mir mit Bedacht gewählt, denn ich wollte den Spagat schaffen, auf der einen Seite unabhängig zu arbeiten, auf der anderen Seite jedoch auch die notwendige Hilfe zu haben, die ich benötige.
Nachdem ich wieder fit war, verschickte ich vier Bewerbungen und erhielt tatsächlich ebenso viele Zusagen. Und auch dieses Mal wählte ich in Bezug auf meine Behinderung den für mich besten Arbeitgeber, ein großes Netzwerk gemeinnütziger Träger der Behinderten- und Seniorenhilfe.
Wie in Teil 1 bereits beschrieben, ermöglicht dieser Arbeitgeber eine hohe Flexibilität, indem jeder Mitarbeitende seine Tätigkeiten auch mal wechseln darf. Und auch die Arbeitszeiten entsprechen meinen Bedürfnissen. Denn im Zuge meines Unfalls wurde ich teilberentet, sodass ich nun nur noch 20 Wochenstunden arbeite.
Mit meiner Wahl des Arbeitgebers bin ich also vollkommen zufrieden. Natürlich ist das aber noch nicht alles. Schließlich wird es trotz allem Entgegenkommen des Arbeitgebers immer auch Situationen geben, bei denen ich auf der Arbeit Hilfe benötige: Papier im Drucker nachlegen, Fenster öffnen, Aufzugknopf drücken, Ablage machen usw. Aber auch das ist bei mir super geregelt, denn hier sind meine Kolleg:innen immer gerne bereit, mir zur Seite zu stehen.
Generell kann ich jeden ansprechen, namentlich festgelegt ist jedoch explizit die Hilfe zweier Kolleginnen. Mit einer teile ich bereits seit gut 17 Jahren das Büro und schon bei ihrer Einstellung wurde damals festgelegt, dass wir nicht nur in Bezug auf Job-Angelegenheiten zusammenarbeiten, sondern eben auch in Bezug auf meinen Hilfebedarf. Das klappt fantastisch, wir sind ein sehr eingespieltes Team.
Da die Kolleg:innen in dem Moment, in dem sie mir helfen, mit ihrer eigenen Arbeitskraft dem Arbeitgeber nicht zur Verfügung stehen, zahlt hier der Landeswohlfahrtsverband eine anteilige Summe an den Arbeitgeber, um dies auszugleichen.
Wichtig ist jedoch, auch zu erwähnen, dass bei dieser Regelung keinerlei pflegerische Tätigkeiten anfallen dürfen und abgerechnet werden können.
Als Kind wollte ich immer unbedingt arbeiten gehen. Arbeiten gehen, so stelle ich mir vor, bedeutete, keine Hausaufgaben mehr machen zu müssen und keine Klassenarbeiten mehr zu fürchten. Was für eine paradiesische Vorstellung! Aber was soll ich sagen? Genauso ist es doch! :-)
Arbeiten mit SMA – ja oder nein? In meinem Fall lautet die ganz klare Antwort also: Ja! Ich gehe sehr gerne arbeiten, habe grandiose Kolleg:innen, Vorgesetzte und Aufgaben, die ich nicht nur mit Erfolg erledigen kann, sondern auch von Herzen gerne mache.
Mithilfe des angepassten Arbeitsplatzes, der Unterstützung durch die Kolleginnen und den Fahrdienst ist es mir möglich, eine Tätigkeit „ganz normal“ auszuüben.
Meine Behinderung spielt im Zusammenhang mit meinem Job überhaupt keine Rolle und das gefällt mir.
Fortsetzung folgt...
Hinweis: Erkennbare Markennamen sind willkürlich gewählt und dienen ausdrücklich nicht der Produktplatzierung. Biogen nimmt keinerlei Einfluss auf Umsatzgeschäfte der auf SMAlltalk sporadisch erkennbaren Markenhersteller und es bestehen diesbezüglich keinerlei Erwartungen.
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