Jahrgang: 1990 •
SMA TYP II

Kleidung im Alltag mit SMA – Teil 2 – Drei Kleidungsstücke für SMArties

Kleidung und Stil haben die letzten Jahre eine nicht unwesentliche Rolle für mich eingenommen – bei Treffen, bei Begegnungen und sowieso bei allen öffentlichen Anlässen. Dann gibt es aber auch noch den Alltag. Was mir hier wichtig ist und wie ich diese mir wichtigen Eigenschaften bei meiner Kleidungswahl bestmöglich in meinen Stil integriere, erfahrt ihr hier.

Foto des Autoren Roberto, der in seinem Rollstuhl sitzt und ein T-Shirt und eine kurze Hose trägt. Im Hintergrund ist ein grüner Busch zu sehen und die Sonne scheint.
Foto des Autoren Roberto, der in seinem Rollstuhl sitzt und ein T-Shirt und eine kurze Hose trägt. Im Hintergrund ist ein grüner Busch zu sehen und die Sonne scheint.

Meistens weiß ich schon am Tag vorher, was der nächste Tag für mich bereithält. Somit kann ich mir schon am Vorabend meine Kleidung aussuchen. Ist für den darauffolgenden Tag nichts geplant, wofür ich nach draußen muss, besteht meine Kleidung je nach Temperatur aus genau drei Kleidungsstücken

  1. Lange oder knielange Unterhose
  2. Dünnem Pullover oder T-Shirt
  3. Socken

Für die einzelnen Kleidungsgattungen habe ich mit der Zeit, ähnlich wie mit meinem Stil, Kriterien entwickelt, die mir einen umfassenden Tragekomfort im Alltag ermöglichen.

Der Komfort für Untenrum

Fangen wir bei den Unterhosen an – gleiches lässt sich größtenteils auf normale Hosen übertragen. Das Material sollte möglichst bequem, weich, elastisch sowie luftdurchlässig sein. Klingt nach einer großen Herausforderung, die sich aber wunderbar mit zum Beispiel Baumwolle meistern lässt.

Polyester und das ganze andere Repertoire an bunten, körperbetonten Materialien kratzen auf Dauer, man schwitzt in diesen ohne Luftzirkulation und holt sich im schlimmsten Fall noch nässende Wunden in der Leiste. Ebenfalls drücken Falten bei diesen Materialien viel mehr, was dann eine schmerzhafte Druckstelle wahrscheinlicher macht.

Ferner kaufe ich immer mindestens eine Größe größer ein als ich tatsächlich bräuchte. Da ich nämlich 90 % des Tages sitze, zwickt andernfalls der Hosenbund und schneidet ein. Optisch fällt diese Entscheidung durch die ohnehin schwachen Muskeln bei mir nicht so sehr auf.

Bei (Unter-)Hosen ist mir außerdem ein leichter Zugang zum kleinen Toilettengang wichtig, um mir dabei Zeit einzusparen und es mir und auch meiner Assistenz möglichst unkompliziert zu machen – eine Win-Win-Win-Situation sozusagen. Bei Unterhosen ist mir dabei ein Eingriff am liebsten, bei Hosen hilft hingegen ein Reißverschluss ungemein, der bis zur Schrittnaht geht. Wenn es zum Rausgehen einer langen Hose bedarf, ist mir zudem wichtig, dass diese warm hält. Besonders gut finde ich hier Thermohosen für die Wintertage.

Bisschen mehr als „einfach etwas drüberziehen“

Einfacher wird es bei der Oberbekleidung. Pullover müssen dünn genug sein, damit ich noch agieren kann. Zu viel Stoff und meine ohnehin eingeschränkte Motorik ist gar nicht mehr vorhanden. Auch hier gilt mein Grundsatz der tatsächlichen Größe + 1, damit das Oberteil einfacher anzuziehen ist und bei Bedarf leichter Korrekturen in der Sitzposition vorgenommen werden können.

Bei T-Shirts gibt es insgesamt weniger Kriterien zu berücksichtigen, hier sind meist Gestaltung und Motiv ausschlaggebend für mich, doch auch bei Oberteilen achte ich aufs Material. Zu viel Synthetik sorgt für zu viel Reibung, Schweißbildung und damit wieder vermehrt für Störfaktoren in Form von Hautirritationen, Wunden und Druckstellen.

Auch Füße brauchen bei mir Kleidung

Socken haben bei mir die größten Freiheiten, müssen aber zwei wichtige, nein, essenzielle Kriterien erfüllen. Einerseits muss der Bund möglichst locker sitzen, andererseits ist mir auch hier eine größere Größe wichtig.

Die größere Größe stellt sicher, dass wieder mal nichts zwickt oder schneidet, der lockere Bund stellt einen ebensolchen Blutkreislauf sicher, womit man direkt der Möglichkeit von einigen Kreislauferkrankungen vorbeugt. Ich komme hier mit Medizinsocken gut klar.

Socken trage ich zu jeder Jahreszeit außer beim Schlafen, da mir sonst je nach Jahreszeit die Füße zu feucht oder zu trocken werden, was dann wieder zu Hautirritationen unterschiedlicher Art führen würde.

Noch ein Wort zu Schuhen. Da meine Füße durch fehlende Betätigung und ebenso fehlender Muskelmasse mit der Zeit eine Deformierung erfahren haben und zur Seite und nach vorne neigen, wäre es eine schmerzhafte Angelegenheit für mich, Schuhe entsprechend meiner Schuhgröße anzuziehen.

Da orthopädische Schuhe für mich nach wie vor mehr wie ein Klotz als Schuh aussehen, habe ich hier auch einfach ein paar Schuhgrößen größere Schuhe als Lösung für mich auserkoren. Auf den zweiten Blick wirken meine Füße dadurch proportional viel zu groß, aber vielleicht habe ich ja so große Füße? Wen interessiert das schon, wenn ich draußen unterwegs bin?

Die unglückselige Welt der adaptiven Mode

Für Menschen mit Behinderungen gibt es seit wenigen Jahrzehnten mehr und mehr adaptive Mode. Adaptive Mode unterscheidet sich von regulärer Mode dadurch, dass sie durch Schnitt oder anderen Kniffen leichter für Menschen mit Behinderungen anzuziehen ist. Mit dieser Art von Mode bin ich aber dreimal unglücklich.

  1. Der Fokus liegt auf das Anziehen durch fremde Hilfe, nicht auf Komfort für den Träger oder dessen Erscheinen
  2. Der sehr hohe Preis in Anbetracht zur oft nicht sehr vermögenden Zielgruppe
  3. Der Fokus auf Mode für Frauen

Als Fazit versuche ich für mich, weitgehend auf adaptive Mode zu verzichten, wo dies möglich ist.

Der Spagat zwischen Komfort und Fashion

Verbringe ich meinen Tag nicht zu Hause, sondern außerorts, dann versuche ich möglichst alles unter einen Hut zu bekommen: einerseits möglichst bequeme Kleidung, andererseits aber auch ein authentisches Outfit, das nicht so aussieht, als hätte man es vom Grabbeltisch abgegriffen.

Hier kommt dann wieder mein Stil ins Spiel. Mein Moderepertoire umfasst für jede Lage entsprechende Kleidung, die einzelnen Kleidungsstücke sind aber über Jahre hinweg mit Sorgfalt und Abwägung eingekauft worden. Ein Vorteil: Durch die Elastizität der Klamotten und meiner fehlenden Bewegungsmöglichkeit halten meine Klamotten sehr lange.

Meist gelingt mir heutzutage dieser vermeintliche Spagat zwischen Komfort und Fashion gut, aber auch ich habe mein Äquivalent an unbequemen Stöckelschuhen oder total bequemen, aber unästhetischen Wollsocken.

Foto des Autoren Roberto, der in seinem Rollstuhl sitzt und ein dunkelgraues T-Shirt und eine lange beige Stoffhose sowie graue Socken trägt. Das Foto wurde drinnen aufgenommen und man sieht im Hintergrund einen Wohnraum mit Regalen.
Foto des Autoren Roberto, der in seinem Rollstuhl sitzt und ein dunkelgraues T-Shirt und eine lange beige Stoffhose sowie graue Socken trägt. Das Foto wurde drinnen aufgenommen und man sieht im Hintergrund einen Wohnraum mit Regalen.
Jahrgang: 1990 •
SMA TYP II

Weitere Beiträge der Serie

Fortsetzung folgt...

Hinweis: Erkennbare Markennamen sind willkürlich gewählt und dienen ausdrücklich nicht der Produktplatzierung. Biogen nimmt keinerlei Einfluss auf Umsatzgeschäfte der auf SMAlltalk sporadisch erkennbaren Markenhersteller und es bestehen diesbezüglich keinerlei Erwartungen. 

Biogen-237830

Abonniere unseren Newsletter!

Dein Abonnement konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuche es erneut.
<b>Vielen Dank für deine Anmeldung! Um die Anmeldung zum SMAlltalk Newsletter abzuschließen, müssen wir deine E-Mail-Adresse bestätigen. Klicke dafür bitte auf den Link in der E-Mail, die wir dir gerade geschickt haben.

* Pflichtfeld

 

Newsletter
Newsletter

Andere Artikel zum Thema Freizeit & Haustiere