Der Mensch entwickelt sich nicht mehr nur selbst stetig weiter, sondern auch seine Umwelt mit sich. Geht man nach der Bedürfnispyramide nach Maslow, kommt nach den Grundbedürfnissen in Form von Hunger, Durst und Schlaf das Bedürfnis nach Sicherheit – zum Beispiel in Form einer sicheren Wohnung.
Hier hat sich der Mensch – derzeit Homo sapiens sapiens genannt – schon im letzten Jahrhundert das Konzept des Smart Home ergründet, dem „schlauen Zuhause“. Für die Gesellschaft massentauglich ist sie im größeren Rahmen aber erst seit den 2000er-Jahren.
Nicht umsonst werben namhafte Hersteller schon seit über einem halben Jahrzehnt mit dem Barriere-erleichternden Nutzen von Smart Home – und tatsächlich ist dieser für Menschen mit SMA auch ziemlich interessant. Zudem kann die neue Technik gar gewisse Assistenzleistungen hinfällig machen...
Ein größerer Bereich von Smart Home ist Sicherheit. Was zuerst ein wenig wie nach Big Brother aus George Orwells 1984 klingt, kann für Menschen mit SMA eine Bereicherung darstellen oder sogar in einem Notfall Unterstützung bieten.
Wer nun nicht in einer Großstadt mit hoher Kriminalitätsrate wohnt, kann mit vergleichsweise wenig Aufwand und Montage seine Türklingel mit Kamera und Lautsprecher versehen und so eine hochmoderne Gegensprechanlage schaffen. Ist nun noch die Wohnungstür selbst an ein automatisiertes System gekoppelt, kann man mit dem Smartphone oder aber vom heimischen Monitor aus den klingelnden Besuch in die Wohnung lassen – oder auch nicht. 😉
Wohnt man im Erdgeschoss, kann es auch durchaus Sinn machen, seine eigenen Terrassen mit Smart-Home-Kameras zu versehen. Diese können etwa durch Bewegung aktiviert werden und können so ungewöhnliche Vorgänge zeigen.
Es gibt auch Geräte mit Mikrofon und Lautsprecher. Eine Funktion, die ich aus sicherheitstechnischer Sicht bei diesen schätze, ist die Möglichkeit, zwischen den Geräten per Sprachbefehl zu kommunizieren. So kann das System als Babyphone fungieren oder aber als Möglichkeit, die Assistenz zu rufen, ohne durch die halbe Wohnung schreien zu müssen. Diese Geräte können auch in das häusliche Telefonsystem integriert werden. Insbesondere in einem personellen Notfall, zum Beispiel bei Unpässlichkeit der anwesenden Assistenz, ist man dann nicht komplett auf sich gestellt und seinem Schicksal hilflos ausgeliefert.
Entfernen wir uns mal von psychologischen Bedürfnissen und gehen zur Welt der Praxis über. Der praktische Aspekt von Smart Home wird von manchen vielleicht nur als Spielerei bewertet. Für Menschen mit SMA bedeutet Smart Home aber auch ein Stück mehr Selbstbestimmtheit im Alltag. Von Lampen über Steckdosen und Thermostat bis hin zu Jalousien und Elektrogeräten ist alles mit Sprachbefehl sowie per Smartphone oder PC steuerbar.
Gehört man zur Sorte Mensch, die wenig Abweichung im Alltag duldet, kann man auch entsprechende Programme erstellen. Diese legen dann zum Beispiel fest, dass die Jalousie immer zu einer bestimmten Zeit heruntergelassen wird oder das Licht nur bei Bewegung angeht und dann nur wenige Minuten an bleibt.
Gehört man hingegen der Sippe der spontanen Menschen an, kann man ebenfalls komplexe Programmabfolgen erstellen, die dann jedoch erst durch aktives Kommando ausgeführt werden.
Eine tolle Entwicklung des letzten Jahres im Bereich Smart Home ist der Matter-Standard. Dieser hat zum Ziel, dass Smart-Home-Geräte nicht mehr jeweils eine eigene Kontrollzentrale des jeweiligen Herstellers benötigen, sondern alle über eine einzige Zentrale gesteuert werden können. Dies spart für den Endanwender sowohl Kosten als auch Einrichtungszeit.
Smart Home ist nicht nur eine Sache der Bequemlichkeit, sondern bietet Menschen mit Spinaler Muskelatrophie ein Mehr an Selbstbestimmtheit.
Einen entscheidenden Nachteil hat Smart Home bei allem Nutzen aber auch. Sowohl die Erstinvestition als auch die Erweiterung des schlauen Zuhauses ist kostenintensiv. Ebenso ist mit erhöhten Stromkosten zu rechnen. Für einen großen Teil der Anwendungsmöglichkeiten ist zudem eine funktionierende Internetverbindung erforderlich.
Mehr Selbstbestimmung hat eben manchmal einen Preis.
Fortsetzung folgt...
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