Und so gewöhnten mir meine Eltern den Toilettengang zu einer bestimmten Zeit an, zu der wir üblicherweise zu Hause waren und nicht unter Zeitdruck standen. Ich wuchs also damit auf, dass man mich jeden Abend vor dem Schlafengehen auf Toilette setzte. So wie man auch mit Hunden zu einer möglichst immer gleichen Zeit Gassi geht. Ja, ich weiß, ich weiß. Ein Kind ist doch kein Hund! Natürlich nicht. Aber auch wir Menschen können unseren Körper konditionieren. Und wenn ich manchmal bei anderen Leuten mitbekomme, wie panisch sie werden, weil sie auf einmal absolut zeitnah eine Toilette benötigen, da sie sich sonst in die Hose machen, bin ich doch ziemlich froh, dass mir aufgrund dieses jahrelangen Trainings von Kindesbeinen an derartige Situationen üblicherweise erspart bleiben.
Bevor ich nun auf die technischen Hilfsmittel zum Besteigen des weißen Throns eingehe, hier noch ein kleiner Praxistipp zu der Funktionsweise unseres faszinierenden Körpers: Über die Flüssigkeitszufuhr können wir in gewissem Maße auch unseren Stuhlgang regulieren. Sprich, je mehr Wasser wir dem Körper zuführen desto besser flutscht es auch – im wahrsten Sinne des Wortes ;-)
Der geneigte Leser (und natürlich auch die geneigte Leserin – denn dieser Teil könnte durchaus für alle interessant sein) wird festgestellt haben, dass ich davon schrieb, dass mich meine Eltern auf Toilette setzten. Ein Umstand, für den ich ebenfalls sehr dankbar bin. Denn im Laufe meines Lebens hatte ich hin und wieder in Krankenhäusern das zweifelhafte Vergnügen, in Windeln machen zu müssen. Entweder, weil ich körperlich nicht in der Verfassung war, aus dem Bett zu kommen, oder weil einfach Personal und Hilfsmittel fehlten, um mir einen ordentlichen Toilettengang zu ermöglichen. Definitiv eine Erfahrung, auf die man als junger Mann verzichten kann.
Natürlich fehlen einem als SMA-Patient aber die nötige Kraft und Stabilität, um sich ganz normal auf die Toilette zu setzen. Viele Jahre lang nutzten wir daher einen Toilettensitz, den man auf jeder handelsüblichen Kloschüssel, also auch mal auf Reisen, anbringen konnte. Als ich irgendwann darauf nicht mehr sitzen konnte, folgte ein Toilettenstuhl. Leider ein größeres und eher unhandliches Hilfsmittel. Zwar fanden wir noch ein anderes Modell, welches etwas transportabler war, aber trotzdem war der abendliche Toilettengang fortan immer eine ganz schöne Prozedur.
Inzwischen nutze ich, sowohl zu Hause als auch auf Reisen, für den Toilettengang meinen Patientenlifter. Hier wünschte ich ebenfalls, das wäre uns/mir schon früher eingefallen. Keine aufwändigen Transfers mehr, kein mühevolles (teilweise – zumindest gefühlt – millimetergenaues) Positionieren auf dem Toilettenstuhl, keine nachlassende Kraft beim Halten, wenn es mal wieder etwas länger dauert. Ich hänge einfach nur noch ganz bequem ab. Da ich den Patientenlifter aufgrund des für alle Beteiligten sichereren Transfers ohnehin mit auf Reisen nehmen muss, habe ich ein reisetaugliches Modell. Das kann ich neben den Toilettengängen darüber hinaus auch noch zum Duschen nutzen. Und aufgrund der jahrelangen Konditionierung ist es für mich ausreichend, wenn der Patientenlifter zu Hause oder im Hotel bereitsteht.
Vielleicht war ja der eine oder andere nützliche Tipps dabei.
Fortsetzung folgt...
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