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Essen ist etwas Schönes – Auch mit Magensonde

Essen bedeutet Genuss – auch mit einer Magensonde! In diesem Beitrag erzähle ich, wie ich Geschmack auf meine eigene Weise erlebe, welche kreativen Lösungen ich dafür gefunden habe und warum Probieren sowie kleine Genussmomente für mich genauso wichtig sind wie für alle anderen.

Ein Foto von Rosalie, die liegend nach vorne schaut, während sie beatmet wird und ihr ein Eis an den Mund gehalten wird.
Ein Foto von Rosalie, die liegend nach vorne schaut, während sie beatmet wird und ihr ein Eis an den Mund gehalten wird.

Meine erste Magensonde

Mit 1,5 Jahren bekam ich meine Magensonde, nachdem ich zuvor bereits eine Nasensonde hatte – denn Schlucken war für mich kaum noch möglich. Selbst wenn die Leberwurstbrot-Pampe mit viel Tee verdünnt war, gelangte das Essen regelmäßig in die falsche Röhre, was gefährliche Notfälle und wiederkehrende Lungenentzündungen zur Folge hatte. Zum Glück sind diese Erlebnisse heute weitgehend aus meiner Erinnerung verschwunden. Doch genau deshalb weiß ich auch nicht mehr, wie Schlucken eigentlich funktioniert. Vielleicht sind die Muskeln dafür inzwischen komplett verschwunden – keine Ahnung…

Essen ist für mich trotzdem ein Genuss

Wer jetzt denkt, ich sitze nur neidisch daneben, während andere essen, irrt sich gewaltig. Ich kann nämlich auch gefräßig sein! 😉 Damit meine ich nicht nur, dass ich meine Pflegekräfte gerne mal mit einem energischen „Ich habe Hunger!“ aufscheuche.

Schmecken ohne zu schlucken

Viele glauben, dass mit einer Magensonde der Genuss des Essens verloren geht. Aber warum eigentlich? Klar, ich kann kein Fleisch oder krümeliges Gebäck kauen und ich kann auch nicht aufstoßen, um den Geschmack meiner Sondennahrung wahrzunehmen (wobei ich da eh nicht viel verpasse). Aber wer sagt, dass man Essen unbedingt schlucken muss? Geschmack findet im Mund statt und ich kann immer noch lutschen. Dass ich das Essen nach einer Weile wieder ausspucke, ist ja Nebensache.

Ich „esse“ zum Beispiel gerne kleine Kloßstückchen mit Soße oder die weichen Teile vom Kuchen. Auch ein Schlückchen Wein gehört manchmal dazu. Für Familienfeiern habe ich extra kleine Unterteller oder Puppengeschirr. Für Wein oder Sekt benutze ich Schnapsgläser. Aber nein, allein über den Mund werde ich davon leider nicht betrunken – was bei manchen Feiern vielleicht gar nicht so schlecht wäre. 😉

Genuss in kleinen Dosen

Natürlich darf ich es mit dem Essen nicht übertreiben, weil ich dann logischerweise auch mehr spucke. Besonders im Restaurant ist es unpraktisch, wenn alle zwei Minuten mein Tuch gewechselt werden muss. Aber mir reicht der Geschmack – und dafür genügen schon ein paar Messerspitzen. Zu viel wäre ohnehin nicht gesund, denn ich sollte ja alles wieder rausbekommen, ohne mich zu verschlucken. Zudem liege ich im Rollstuhl nicht so gerade wie im Bett, weshalb ich besonders aufpassen muss.

Süße Versuchung

Bei Süßigkeiten sieht die Sache ein bisschen anders aus… Was kann ich denn dafür, dass Eis oder Schokolade (besonders weiße) so lecker sind? 😋 Ich nehme dafür sogar in Kauf, dass ich (vor allem bei Milchschokolade) mehr Schleim habe. Dann müssen meine Pflegekräfte eben fleißig Tücher wechseln – dafür werden sie schließlich bezahlt! 😆

Wenn es zu viel wird, teile ich die Schokolade mit meinen Eltern und greife stattdessen lieber zu Bonbons oder Gummibärchen. Die kann man prima in meine Hamsterbacken stecken und wieder rausholen, wenn es zu viel Speichel wird und ich eine Pause brauche. Danach sieht meine Zunge manchmal bunt aus und meine Unterlage bekommt ein paar farbenfrohe Flecken – aber dafür gibt es Zahnbürsten, Zungenbürsten und im Notfall die Waschmaschine.

Teilen macht Freude

Wenn ich zu Hause bin, kommt noch viel mehr in meine Hamsterbacken. Meine Pflegekräfte teilen gerne ihr Mittagessen mit mir. Viel brauche ich nicht. Damit ich aber nicht ewig auf einem Mini-Stück herumkaue, wickeln wir zum Beispiel ein wenig vom Auflauf in eine Kompresse und stecken sie in meine Wange – mit einem weißen Zipfel zum Rausziehen. Dafür gibt es auch spezielle Kausäckchen, die ich allerdings noch nie ausprobiert habe.

Solange genug Soßen oder Gewürze dran sind, schmeckt man das Essen trotz Kompresse gut. Kartoffelbrei, Eis oder ähnliches lasse ich mir direkt in den Mund geben und spucke es selbst aus. Ich mag das Gefühl, wie sich der Geschmack im ganzen Mund ausbreitet. Die Konsistenz ist gerade bei cremigen Sachen oder bei Brei ein wichtiger Teil vom Geschmack und da kann die Kompresse stören. Aber vielleicht sind Kausäckchen ja anders.

Auch Suppen oder Getränke lassen sich gut löffeln. Manchmal benutzen wir stattdessen eine kleine Spritze – damit kann man besser zielen. So landet etwa Brühe nacheinander in Mund und Bauch. Oder Saft. Oder Eierlikör. Oder Gin. Es gibt noch so viele Geschmackserlebnisse zu entdecken! 🍹😄

Ein Foto von Rosalie wie sie im Bett liegt und mit einem Glas anstößt.
Ein Foto von Rosalie wie sie im Bett liegt und mit einem Glas anstößt.

Rosalie beim Anstoßen mit einem Glas in der Hand

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